
Der SPD Hochtaunus ist vor dem 27. März, dem Tag der Kommunalwahl, nicht bange, im Gegenteil. Mit breiter Brust trat sie gestern im voll besetzten Saalburg-Festsaal vor ihr Publikum, kraftstrotzend, mit leisen, aber auch lauten Tönen. Spitzenkandidat Manfred Gönsch war für die leisen zuständig, Petra Fuhrmann, Mitglied des Landtages und Rang 10 der SPD-Liste für die lauten.
Gönsch sprach von einer Reise. Nur wer Ziele habe und diese auch zu erreichen suche, werde Erfolg haben. Die Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen im Kreistag sei bisher «ganz gut und fair» gewesen. Die Politik unterscheide sich auch weniger im «Was», sondern vielmehr im «Wie». Die SPD gehe nun einmal andere Wege. So bleibe sie etwa bei ihrer Skepsis, die Klinikneubauten in Bad Homburg und Usingen über das Prinzip «Private Public Partnership» (PPP) zu realisieren.
Als zweite «große Baustelle» nannte Gönsch das einmal mit 500 Millionen D-Mark gestartete, heute aber bereits viermal so teure Schulbauprogramm. Es reiche nicht, das Beste zu wollen, man müsse es auch bezahlen können. Im Hochtaunus dürfe es keine Schulen 1., 2. und 3. Klasse geben. Die SPD stehe zwar auch dafür ein, den Schülern überall gleiche Bildungschancen zu bieten, stelle aber andere Anforderungen an den Komfort. An Quadratmetern dürfe nicht gespart werden, aber an der Fassadengestaltung.
Dritte Baustelle: die PPR-Kreuzung. Auch hier müsse eine Lösung gefunden werden, allerdings eine reale wie die Untertunnelung und kein noch so optimales Traumbild.
In der Sozialpolitik laufe im Hochtaunus derzeit manches «suboptimal», auch fehle es oft an der nötigen Sensibilität Menschen gegenüber, die, aus welchen Gründen auch immer, aus der Arbeitswelt herausgefallen seien, sagte Gönsch. Vieles sei verbesserungsfähig, niemand dürfe im täglichen Vollzug auf der Strecke bleiben.
Der eher leisen Töne damit genug. Petra Fuhrmann trat ans Mikrofon und rief dem im Publikum weilenden Landrat Ulrich Krebs (CDU) vorab zu, dass er durch das, was sie zu sagen habe, jetzt durch müsse. Müsse war denn auch ihr Stichwort, weilte nicht im Publikum aber trotzdem in Fuhrmanns Fokus. Wer ein solches Chaos, wie es der Betrugsfall im Landratsamt offenbare, anrichte, der müsse zurücktreten. Hätte sie es angerichtet, sie wäre längst zurückgetreten. Diejenigen, die den Schlamassel aufzuräumen hätten, seien wahrlich nicht zu beneiden. Fuhrmann nannte Dr. Wolfgang Müsse nie beim Namen, sprach nur von dem «anderen Kreisbeigeordneten, der nicht da ist», monierte aber trotzdem, dass er bedauerlicher Weise nicht zurückgetreten sei. Der Wähler habe es am 27. März in der Hand: «Dann wählen wir ihn eben ab!»
Fuhrmann beschränkte sich in ihrem Rundumschlag nicht auf den Hochtaunus. Auch in Wiesbaden liege vieles im Argen: eine Polizeiaffäre nach der anderen, von einem «blassen» Ministerpräsidenten nicht bemerkt oder möglicherweise sogar hervorgerufen, eine Ministerin, die Biblis C trotz erkennbarer Sicherheitsmängel am Netz lasse, eine völlige Überschuldung des Landes die Voraussetzungen für die SPD dies alles zu ändern, seien gut.
Mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Neuen Presse/Taunus Zeitung, Ausgabe: 31.1.2011
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