Usinger Hinterland nicht abhängen

Usinger Land
Usinger Land

Grävenwiesbach versteht sich als familienfreundliche Gemeinde und als attraktiv für den Zuzug durch Neubürger. Es stellt allerdings auch eine Tatsache dar, dass die in dieser Region lebenden Menschen überwiegend im Rhein-Main-Gebiet ihrer Beschäftigung nachgehen. Attraktive, das heißt schnelle Zugverbindungen in ausreichender Taktung in den Morgen- und Abendstunden sind neben anderen wirtschaftlichen ein wichtiges Kriterium für die Entscheidung der Menschen, sich im Usinger Land niederzulassen.
Es gilt daher, die bereits gute Anbindung an das Rhein-Main-Gebiet zu erhalten und zu verbessern. Saalburg, PPR-Kreuzung, A5 und A661 werden auch künftig für den Pendlerverkehr Nadelöhre darstellen. Eine Attraktivitätssteigerung des Schienenverkehrs durch kürzere Fahrzeiten, größere Züge, Direktverbindungen und höhere Frequenzen könnte vermehrt Autofahre zum Umsteigen bewegen.
Eine Elektrifizierung der Bahnstrecke der Taunusbahn bietet erweiterte Möglichkeiten für die Verbindungen zu den Städten vor dem Taunus. Elektrisch betriebene Züge können aufgrundihrer Motorisierung sowohl Steigungen besser nehmen und haben eine höhere Beschleunigung, die es erlaubt, engere Taktungen zu fahren. Natürlich bedarf es der Modifizierungen an Linienführung, Gleisbett und Bahnsteiglänge – aber wohl überall entlang der Strecke. Aber das sind beherrschbare Aspekte. Zudem muss in Zeiten der Energiewende auch in diesem Bereich zukunftsorientiert gehandelt werden, der Ausstoß fossiler Abgase durch den Dieselbetrieb könnte durch eine Elektrifizierung auf null gebracht werden.
Der Planungsstand für eine Elektrifizierung der Taunusbahn zwischen Friedrichsdorf und
Usingen ist erst kürzlich wieder in die Öffentlichkeit gerückt. Dabei soll nun Usingen den Endpunkt dieser Elektrifizierung darstellen. Das ist nicht hinzunehmen und bedarf des vehementen Widerspruchs aller Kommunen, deren Menschen die Verbindungen nach Bad Homburg und Frankfurt nutzen.
Es mag „Begründungen“ und „Argumente“ aus früheren Jahren geben, warum es gerade auf der Teilstrecke Usingen-Grävenwiesbach technisch zu schwierig oder zu teuer sei, elektrisch betriebene Züge fahren zu lassen. Solcherlei Bedenken muss kraftvoll begegnet werden. Elektrischer Betrieb der Bahnen ist seit Jahrzehnten in den Alpenrepubliken der Standard.
Warum soll das im dazu vergleichsweise flachen Taunus nicht möglich sein. Dass die Fahrgastzahlen logischerweise am Teilstreckenbeginn nicht denen kurz vor Bad Homburg entsprechen und von daher die Wirtschaftlichkeit nicht ausreichend gegeben sei, ist ebenfalls kein geeignetes Argument, den Betrieb von schmutzigen, Rußpartikel ausstoßenden Nahverkehrszügen für die kommenden Jahrzehnte im Hinterland aufrechtzuerhalten.
Niemand möge glauben, dass die Taunusbahn zwischen Grävenwiesbach oder auch Brandoberndorf und Usingen langfristig weiter mit Diesel betrieben würde, wenn es ab Usingen elektrisch geht. Das wäre letztlich höchst unwirtschaftlich. Zudem würde der Fahrzeugpark unattraktiver aufgrund Überalterung, was wir mit der DB schon einmal hatten. Das Umsteigen in Usingen ist höchst unerwünscht. Wir wissen gerade aus den Gründungstagen der TSB, dass die durchgehenden Züge ihre Attraktivität ausmachen. Und daraufhin werden dann die Fahrgastzahlen zurückgehen.
Der Hochtaunuskreis – und dazu gehört auch das Usinger Land – muss im Interesse aller seiner Bürger handeln und einheitliche Bedingungen im ganzen Kreisgebiet sicher stellen. Die SPD-Fraktion wird daher einen Antrag in die Gemeindevertretung einbringen, auf dass sie beschließen möge, dass der Gemeindevorstand aufgefordert wird, sein gesamtes politisches Gewicht einzubringen und alle geeigneten politischen Wege zu gehen, um sicherzustellen, dass die projektierte Elektrifizierung der Trasse der Taunusbahn von Friedrichsdorf nicht nur bis Usingen, sondern auch darüber hinaus bis Grävenwiesbach erfolgt. Insofern, als dass technische Hindernisse für die Elektrifizierung auch des Streckenabschnittes zwischen Grävenwiesbach und Brandoberndorf künftig entfallen können, ist auch der Ausbau dieses Teilstückes mit allen Kräften zu fordern und zu unterstützen.
Der Gemeindevorstand wird zudem in dem Antrag dazu aufgefordert, insbesondere mit den Nachbargemeinden in konzertierter Weise tätig zu werden und in den Verbänden (Regionalverband Rhein-Main, VHT etc.) und im Kreistag alle Möglichkeiten zu nutzen, die dem Ziele dienen, auch Grävenwiesbach an eine elektrifizierte Bahnstrecke anzuschließen. Vom Bürgermeister wird erwartet, offensiver für die Belange der Bürgerinnen und Bürger an dieser Stelle einzutreten. Zugleich werden alle politischen Kräfte ungeachtet ihrer politischen Richtung in den Kommunen und im Kreis dazu aufgerufen, das Ansinnen einer Elektrifizierung der Taunusbahn auf allen Ebenen und in allen Gremien offensiv zu vertreten.
Es wäre fatal, wenn die Energiewende hier auf halbem Wege stehen bliebe und gerade dort weiterhin Dieselruß produziert würde, wo wir mit dem Erholungswert unserer Landschaft kräftig werben oder dass diese in absehbarer Zeit aufgrund „zwingender wirtschaftlicher Aspekte“ gänzlich vom Schienenverkehr abgehängt würde.