
Der thüringische SPD-Wirtschaftsminister Machnig, Mitglied des Kompetenzteams von Peer Steinbrück, und der SPD-Bundestagskandidat Dr. Hans-Joachim Schabedoth haben gestern an einer ausführlichen und informativen Betriebsbesichtigung auf dem Kronenhof teilgenommen, um sich über Energiekonzepte vor Ort zu informieren. Unternehmer und Landwirt Hans-Georg Wagner berichtet über die Entwicklung und heutige Situation seines Familienbetriebes. Auf drei Säulen beruhe sein Konzept. Neben Ackerwirtschaft werde ein Gestüt mit 78 Pferden und professioneller Dressurreiterei betrieben und als drittes Standbein gelte die Gastronomie mit selbstgebrautem Bier und einem Biergarten. Ziel, so Wagner, sei es, den Energie- und Rohstoffverbrauch der Betriebe selbst zu decken. Mit mehreren Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Reithallen erzeugt Wagner durchschnittlich 1500 bis 2000 Kilowatt Tagesleistung im Jahresmittel und kann die Betriebe mit Strom selbst versorgen. Seit dreizehn Jahren verfügt der Hof über ein wärmegeführtes Blockheizkraftwerk mit dem Reithallen und Gastronomie versorgt werden. Ursprünglich wurde die Anlage mit Rapsöl befeuert, wird nun aber im Rahmen einer Motorenerneuerung auf Biogas umgestellt. Zwei riesige Zisternen mit je 110.000 Liter und 100.000 Liter Fassungsvermögen sammeln Regenwasser für Toiletten, Abspritzablagen der Pferde und die Bewässerung des Außengeländes. Der landwirtschaftliche Betrieb hat sich auf Ackerbau spezialisiert. Angebaut werden Raps, Weizen, Hafer und Braugerste. Unsere eigene Gerste findet sich bei uns im Bierglas wieder und das können Sie in Deutschland suchen, erläutert Wagner stolz seinen Gästen und ergänzt: Wir haben sogar die Körner für unseren selbst gebrannten Korn.
In der sich anschließenden Diskussionsrunde mit Vertretern der örtlichen Presse richtet sich der Bundestagskandidat Dr. Hans-Joachim Schabedoth an den thüringischen Wirtschaftsminister und möchte wissen, ob die Energiewende über das Portemonnaie der Bürger abgewickelt werden soll. Dem widerspricht der Minister entschieden und weist darauf hin, dass die Treiber der Energiepreise Wärme und der Verkehrssektor seien. Am Beispiel einer vierköpfigen Familie macht er deutlich, dass lediglich 1000,00 Stromkosten für ein Jahr anfallen, wohin gegen Wärme- und Verkehrskosten mit jeweils 2000,00 zu Buche schlagen. Trotzdem sei es wichtig, die Stromsteuer zu senken und die Zahl der Unternehmen, die von der Stromsteuer zurzeit befreit sind, wieder zu reduzieren. Dann können die Strompreise für Verbraucher wieder sinken und es könne Investitionssicherheit geschaffen werden. Die SPD wird nicht rückwirkend in die Einspeisevergütung eingreifen, so Machnig
Auf die Frage, wie der Ausbau von Übertragungsnetzen zwischen den Ländern koordiniert und synchronisiert werden kann, um Pannen wie zuletzt bei einem Offshore Windpark, der keinen Netzanschluss hatte, zu vermeiden, spricht sich Machnig für die Reform des EEG, Erneuerbare Energien Gesetz, aus. Das Gesetz müsse umgestaltet werden. Es bedürfe klarer Rahmenbedingungen für fossile Kraftwerke und Atomkraftwerke müssten durch Gaskraftwerke ersetzt werden. Dieser Umbau müsse aber zwingend mit einer Effizienzrevolution einhergehen. Beim produzierenden Gewerbe mache die Ressource Energie 44% der Kosten aus, die Arbeitskosten betragen hingegen nur noch 22%. Machnig plädiert für einen Neustart der Energiewende mit Rot-Grün, denn 90% der vom Beratungsunternehmen Roland Berger befragten Unternehmen finden das derzeitige Energiemanagement schlecht. Außerdem sei in den vergangenen zehn Jahren viel versäumt worden. Große Energiekonzerne lieferten nur 10% der Erneuerbaren Energien, den Löwenanteil steuerten Bürger und mittelständische Unternehmen bei.
In seiner Eigenschaft als Unternehmer und Landwirt regt Hans-Georg Wagner an, bei dem Verlegen von Leitungen über Privatgrundstücke, so wie es auf seinem Betriebsgelände auch geschehen ist, die Menschen nicht mit einer einmaligen Entschädigung abzufinden, sondern eine Art Maut anzubieten. Das würde nach Wagners Meinung die Bereitschaft und Akzeptanz der Betroffenen erhöhen und so den Ausbau der Netze beschleunigen. Machnig pflichtet ihm bei, dass Bürger dauerhaft beteiligt und nicht einmalig abgefunden werden wollen, weist aber auch auf die hohen Kosten und die Gefahr der Bodenspekulation hin.
Zum Abschluss der Runde wurde die Problematik der Stromspeicherung diskutiert. An guten Tagen existiert bereits heute ein Überangebot an Solarstrom. Deshalb ist es dringend nötig Speichermöglichkeiten zu schaffen. Leider sei Deutschland im Bereich Batterien nicht mehr führend, Wissenschaftler fehlen und entsprechende Studiengänge müssten erst wieder eingerichtet werden, erläutert Machnig.