Leidenschaftliche Diskussion über den Meisterbrief

Hans-Joachim Schabedoth legte ein vehementes Bekenntnis zum deutschen Meistersystem ab. Es sei nicht nur das Fundament der Leistungsfähigkeit der Wirtschaft, sondern auch das Rückgrat der international hoch geschätzten dualen Berufsausbildung. Die gut eine Millionen Meisterbetriebe in Deutschland würden eine große Ausbildungsleistung erbringen. Sie sorgten damit für Nachwuchs an hoch qualifizierten Fachkräften, die für Zukunftsprojekte wie die Energiewende dringend benötigten würden. „Die EU lag falsch, als sie vor zehn Jahren den deutschen Meisterbrief als Marktzugangsschrank und Hemmnis der Dienstleistungsfreiheit erklärte", sagte er und stieß damit auf große Zustimmung im Publikum.
Walter Gernhardt zeigte klare Kante. Laut IHK Frankfurt seien 80 % der Schulabgänger von Haupt- und Realschule in der Industrie nicht ausbildungsfähig. Die eine Millionen Handwerksbetriebe geben vielen jungen Menschen eine Chance, 400.000 würden im Handwerk ausgebildet, danach sei keiner arbeitslos. In Deutschland mit seiner dualen Ausbildung gibt es kaum Jugendarbeitslosigkeit, wie z. B. in Frankreich oder Spanien. Dort liegt sie bei 40 % bis 50 %. Durch Weiterqualifizierung und dem Erwerb des Meisterbriefes stünden den jungen Menschen alle Möglichkeiten offen, sich eine gesicherte Existenz aufzubauen.
Manfred Schmidt stellte klar, dass sich das versprochene Jobwunder durch die Deregulierung, also die Abschaffung der Meisterpflicht für einige Gewerke wie Friseure, Fliesenleger oder auch Gebäudereiniger nicht eingestellt habe. "Das würde jede Menge Arbeitsplätze schaffen, wurde uns 2004 versprochen", erinnerte er sich. Aber das Gegenteil sei der Fall. Viele Neugründungen wären Kleinstbetriebe und würden die ersten fünf Jahre nicht überstehen.
Gestandene Handwerkermeister berichteten aus ihrem Arbeitsalltag. Über den gewaltigen Papierkrieg und immer mehr Formulare sowie zu wenige Fachlehrer. Schwierigkeiten bei den Prüfungen lägen stets in der Theorie nie in der Praxis. Es würden zu viele Fachstunden ausfallen. Das konnte Wolfgang Burchard, langjähriger Abteilungsleiter an der Hochtaunusschule, bestätigen: Es gibt kaum Nachwuchs bei den gewerblichen Lehrkräften.
Einig war sich die Versammlung, dass das Erfolgsmodell Meisterbrief als Vorbild für Europa dienen solle. „Was wir national besser können, müssen wir in Europa durchsetzen und uns nicht auf niedrigen Standard ziehen lassen, erklärte Hans-Joachim Schabedoth in seinem Schlusswort.